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a) Die weiteren Jahrzehnte

Im Nds. Staatsarchiv Stade befindet sich eine Akte mit einer interessanten Beschreibung „Nachweisung über die Verhältnisse der Mooranbauern in Augustendorf, Amts Bremervörde, 1848“ (Rep. 74 BRV, Dom. F 2, Nr. 18) des Gnarrenburger Vogts Mahler vom 2. März 1848.

In dieser Zeit erzielten lediglich 2 Augustendorfer Anbauern (Peper und Meyer) nennenswerte Einkünfte durch den Erlös von Torf. Ansonsten stellte sich das Dorf folgendermaßen dar:
(1 hann. Morgen = 26 a 21 qm; 1 hann. Quadratruthe = 21, 73 qm)

Erklärung:

Spalte 3 = Ackerland in Dung – Morgen Spalte 8 = Anzahl der Kühe
Spalte 4 = - Ruthen Spalte 9 = Rinder Spalte
Spalte 5 = Brandland - Morgen 10 = Schafe Spalte
Spalte 6 = - Ruthen 11 = Ziegen Spalte
Spalte 7 = Anzahl der Pferde 12 = Schweine

Hof Nr. Name des Colonisten 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

1 Johann König 9 60 6 1 1 6 2 1
2 Jacob Riggers 1 60 8 2 1 4 1
3 Paul Eckhoff sen. 1 40 6 1 1 3 1 1
4 Paul Eckhoff jun. 1 50 7 1 1 1 4 1 1
5 Joh. Friedr. Janning 117 6 1 1 1 1
6 Peter Dammann 1 60 6 1 1 5 1
7 Johann Busch 30 5 1
8 Diedrich Stelling 2 60 6 2 3 1
9 Johann Brodtmann 1 90 5 1 4 1
10 Claus Geestmann 1 11 5 1 1 4 1 1
11 Johann Hilken 1 30 5 1 6 1
12 Johann Cordts 115 6 1 3
13 Jürgen Stelljes 2 93 6 2 1 8 1 1
14 Hinrich Katt 100 5 1 3 1
15 Johann Haltermann 115 5 1 6 1 1
16 Joachim Riggers 2 56 6 2 3 1 1
17 Hein. Peter Dammann 2 60 7 2 1 6 1
18 Paul Appel 96 4 1 1 3 1
19 Diedrich Tietjen 1 30 4 1 4 1
20 Schulplatz 115 5 2 4 1
21 Diedrich Gefken 2 60 7 2 8 1 1
22 Hermann Grotheer 2 40 4 2 6 2 1
23 Johann Hinrich Kahrs 1 80 5 1 5 1
24 Hinr. Schnackenberg 1 60 4 1 1
25 Christoph Block 1 100 5 2 5 1 1
26 Harm Meyer 1 60 4 1 1 4
27 Peter Ehlers 1 30 5 1 1 4
28 Diedrich Böttjer 3 80 5 2 6 1
29 Johann Schütt 3 80 6 2 1 8 1
30 Albert Schröder 3 70 6 2 8 1
31 Albert Hillmann 2 4 1 1 1
32 Johann Metscher 4 30 5 2 12 1
33 Claus Kück 2 30 5 2 6 1
34 Lüer Hillmann 3 70 6 2 8 1
35 Witwe Schumacher 2 60 6 1 1 4 1 1
36 Herm. Schnackenberg 3 80 6 2 1 12 1
37 Harm Gefken 2 4 1 1 6 1
38 Hinrich Bargmann 2 60 5 1 1 6 1
39 Peter Peper 3 8 30 2 30 1
40 Christian Meyer 2 6 60 1 20 1

Ebenso aufschlußreich ist bei Interesse für Hofgeschichtliche Entwicklung die „Häuserliste des Kirchspiels Gnarrenburg“ für Augustendorf. Diese Häuserliste spiegelt im Zeitraum ca. 1840 bis ca. 1900 weitgehend die Eigentums- und Gebäudeentwicklung der Augustendorfer Höfe wieder

1 Mooranbau Wohnhaus Hinrich Pape 1848
Jacob Tobaben 1866
Barthel Eckhoff 1868
Johann Hinrich Stelling 1883 Kauf
Ehefrau des Hinrich Wrieden, Anna geb. Müller 1885 Kauf
Johann Kück 1886 Kauf
Johann Grotheer 1890 Kauf
minderj. Johann Grotheer 1919 Interimswirt Willem Kück

2 Mooranbau Wohnhaus Jacob Riggers
Nebenhaus 1839 Früher Nr.43
Scheune Jacob Riggers 1880
Diedrich von Harten in Brillit 1882 Kauf
Paul Appel 1886 Kauf
Johann Schütt 1894 Kauf

3 Mooranbau Wohnhaus Paul Eckhoff sen.
Nebenhaus Hinrich Eckhoff 1861
Johann Schröder 1870 Kauf
Hinrich Janning 1873 Kauf zu Nr. 50
Friedrich Janning 1894 Übergabe

4 Mooranbau Wohnhaus Paul Eckhoff jun. 1840
Scheune jetzt Hein Eckhoff 1871 Übernahme
resp. Nebenhaus Martin Eckhoff 1895 Übergabe

5 Mooranbau Wohnhaus Friedrich Janning 1838
Scheune jetzt dessen Sohn gleichen Namens 1872 Übernahme
jetzt Friedr. Janning 1910

6 Mooranbau Wohnhaus Peter Dammann 1842
Scheune Hinrich Dammann 1880 dessen Erben 1890 Interimswirt Hinrich Grimm
Johann Dammann 1904 Übergabe

7 Mooranbau Wohnhaus Johann Busch
Scheune Carsten Wilhusen 1857
Peter Geestmann 1868
Klaus Geestmann 1914 Übernahme

8 Mooranbau Wohnhaus Johann Stelling 1857 Das alte Wohnhaus ist 1887 abgebrochen worden
Scheune Diedrich Stelling 1892
Stall Hermann Grabau 1921

9 Mooranbau Wohnhaus Johann Brodtmann 1844
Scheune Johann Brodtmann 1882 Übernahme
Hinrich Brodtmann 1922 Übernahme

10 Mooranbau Wohnhaus Hinrich Katt 1855
Scheune Hinrich Katt 1894
Stall Diedrich Katt 1921 Übernahme

11 Mooranbau Wohnhaus Johann Hilcken 1847
Scheune Johann Hinrich Hilcken 1882 Übernahme

12 Mooranbau Wohnhaus Wilhelm Gieschen
Scheune
Stall Witwe Runge in Bremervörde 1858
Johann Dammann 1874 Kauf
jetzt dessen Sohn gleichen Namens 1906 Übernahme

13 Mooranbau Wohnhaus Hinrich Kackmann
Scheune Diedrich Katt 1861
Hinrich Katt 1893 Übergabe
Diedrich Katt 1921 Übergabe

14 Mooranbau Wohnhaus Johann Katt 1840
Scheune jetzt dessen Erbe 1874 Erbfolge
Hermann Schlüter 1883
Johann Schlüter 1915 Übernahme

15 Mooranbau Wohnhaus Johann Haltermann
Scheune Hinrich Haltermann 1859
dessen Erben 1881
Martin Haltermann 1882
Hinrich Haltermann 1920 Übernahme
H. Müller 1927 Kauf

16 Mooranbau Wohnhaus Jacob Riggers 1839
Scheune Johann Riggers 1872 Übernahme
Hinrich Geffken 1908 Übernahme
Wilhelm Riggers 1918 durch Kauf

17 Mooranbau Wohnhaus Johann Kück 1859
Scheune jetzt dessen Erben 1874 Erbfolge
Albert Kück 1875 Übernahme
Claus Katt 1880 Kauf
jetzt Hinrich Katt 1910

18 Mooranbau Wohnhaus Paul Appel
Scheune Hinrich Appel 1864
Hinrich Dammann 1882 Kauf
Hinrich Brodtmann 1882 Kauf
jetzt dessen Sohn
Martin Brodtmann 1906 Übernahme
minderjährige Johann Brodtmann Interimswirt Johann Haltermann 1919

19 Mooranbau Wohnhaus Daniel Gefcken 1855
Scheune Diedrich Gefcken 1887 Übergabe
Hinrich Gefcken 1922 Übergabe

20 Dorfs-Schulhaus Scheune Schulgemeinde Jahr unbekannt
Hinrich Otten 1923 Kauf

21 Mooranbau Wohnhaus Hinrich Duden 1850
Scheune jetzt Diedrich Duden 1876 Übernahme
dessen Erben 1878 Interimswirt Albert Bunger
Albert Bunger 1900 Kauf
Hinrich Bunger Erben 1919

22 Mooranbau Wohnhaus Hermann Grotheer 1833
Scheune
Kowen jetzt dessen Sohn gleichen Namens 1867 Übernahme
Hermann Grotheer 1894 Übergabe
Hinrich Grotheer 1926 Übernahme

23 Mooranbau Wohnhaus Hinrich Kahrs 1845 Scheune
Stall jetzt Sohn gleichen Namens 1871 Übernahme
Hinrich Kahrs 1903 Übernahme

24 Mooranbau Wohnhaus Hinrich Schnackenberg Die Stelle ist von Gefken
verkauft,über
den Contrakt aber Streit entstanden. Später zu Stande gekommen. Das Neben-haus gehört Hinrich Stelljes Nr. 52
Nebenhaus nc. Hinrich Stelljes
Scheune Albert Gefken 1865
Hinrich Böttcher 1868

25 Mooranbau Wohnhaus Christoph Block 1836
Scheune jetzt Johann Block 1874 Übernahme

26 Mooranbau Wohnhaus Harm Meyer
Scheune nc. Johann Meyer 1858
Stall Hermann Meyer 1885 Übergabe
Hinrich Meyer 1920 Übernahme

27 Mooranbau Wohnhaus Peter Ehlers
Stall
Scheune jetzt der Sohn gleichen Namens 1868 Kauf
jetzt dessen Sohn Johann Ehlers 1909 Übergabe

28 Mooranbau Wohnhaus Johann Diedrich Böttjer
Scheune Gewert Böttjer 1864
Stall jetzt dessen Sohn Diedrich Böttjer 1896 Übergabe

29 Mooranbau Wohnhaus Johann Schütte
Scheune Hinrich Schütte 1864 Übergabe
Nicolaus Schütte 1900 Übergabe

30 Mooranbau Wohnhaus Harm Schröder 1852
Scheune Hinrich Schröder 1900 Übernahme

31 Mooranbau Wohnhaus Hinrich Thölken 1853
Scheune jetzt Albert Schröder 1880 Kauf
Hinrich Schröder 1914 Übernahme

32 Mooranbau Wohnhaus Johann Mettjer resp. Metscher
Scheune Hinrich Metscher 1861 Übergabe
Stall Johann Metscher 1888 Übergabe
Hinrich Metscher 1923 Übernahme

33 Mooranbau Wohnhaus Claus Kück
Scheune Johann Kück 1859
Hermann Burfeind 1866
Klaus Burfeind 1900 Übergabe

34 Mooranbau Wohnhaus Claus Koch 1856
Scheune Claus Koch 1887 Übergabe
Schafstall Claus Koch 1926
Stall

35 Mooranbau Wohnhaus Witwe Schumacher
Scheune Hinrich Schomacker 1862
Peter Schomacker 1890 Übernahme
Hinrich Schomacker 1929 Erbschaft

36 Mooranbau Wohnhaus Herm. Schnackenberg 1833
Scheune Claus Schnackenberg 1868 Übernahme
dessen Erben 1885
Lühr Schnackenberg 1887 Übernahme Interimswirt Hinr. Thölken
Johann Schütt 1893 Kauf

37 Mooranbau Wohnhaus Harm Geffcken
Scheune Johann Geffcken 1866
Stall Hermann Geffcken 1884 Übernahme
Johann Geffken 1907 Übernahme

38 Mooranbau Wohnhaus Christian Bargmann
Scheune Johann Schütt jun. 1862 Heirat
Nebenhaus Christopher Schütt 1901 Übergabe
Heinrich Geffken 1923 Kauf

39 Mooranbau Wohnhaus Cord Peper 1858
Scheune Johann Peper 1895 Übernahme
jetzt Gerichtssekretär Mahler in Bergen 1909 Kauf
Claus Ahrens 1914 Kauf

40 Mooranbau Wohnhaus Christian Meyer
Scheune nc. Heinrich Meyer
Ahrend Müller 1864
Ehefrau Margarethe
Adelheid Bammann geb. Müller 1881 Übergabe
Johann Steffens 1884 Kauf
Johann Schröder 1890 Kauf

41 Anbau Wohnhaus Hinrich Appel 1872 Kauf
Hinrich Brodtmann 1875 Kauf
Christoph Riggers 1878 Kauf
Hinrich Geffken 1918 Kauf
Klaus Katt 1996 Kauf

42 Fiscalischer Anbau Johann Böttcher 1858 Wohnt auf herrschaftl. Pachtland, wahrscheinlich 1880 abgebrochen,
die Stelle eingezogen
Hermann Otten 1921 Neu erbaut

43 Fiscalischer Carsten Brandt 1865
Anbau Diedrich von Harten 1883
Paul Appel 1886 Das Wohn-haus ist unter Nr. 2 über-tragen, die Stelle fällt aus
Schulgemeinde 1923 Neu erbaut

44 Fiscalischer Wohnhaus Wilhelm Gieschen 1868 Der Grund und Boden gehört dem Fisckus, durch Kauf Eigentümer geworden 1881
Beibau Scheune Hermann Gieschen 1891
Hinrich Meyer 1908 (Kauf)
Maria Meyer 1925

45 Anbau Wohnhaus Johann Hillmann 1868
Scheune jetzt dessen Sohn Hermann 1896 Übernahme
Diedrich Ehlers 1924 Übernahme

46 Fiscalischer Anbau Johann Steffens 1869 Grund und Boden gehört dem Anbauer Johann Gefken in Augustendorf. Das Wohnhaus Nr. 46 ist am
9. 4. 1884 abgebrochen u.d. Stelle eingegangen
Hermann Koch 1925 Neu erbaut

47 Wohnhaus Johann Schomacker 1869 Grund u. Boden gehört dem Anbauer Hinrich Schomacker in Augustendorf 1905 abgebrannt

48 Wohnhaus minderjähriger Hinrich Dammann Interimswirt Johann Böttjer 1924

49 Wohnhaus
Scheune Johann Brodtmann 1870 Grund und Boden gehört dem Anbauer Hermann Burfeind Nr. 33 in Augustendorf
Hermann Burfeind 1900 Übernahme

50 Beibau Johann Riggers 1871 Grund und Boden gehört Hinr. Janning Nr. 3 in Augustendorf, Nr. 50 wird 1892 abgebrochen
Hinrich Janning 1876
Hinrich Janning 1923 Neu errichtet

51 Beibau Wohnhaus Johann Eckhof 1878 Neu zu
Scheune Claus Kück 1883 Kauf
Hinrich Tietjen 1927 Kauf

52 Beibau Wohnhaus Hinrich Stelljes 1870 Nebenhaus von 24, Wohnhaus 1903 abgebrochen
dessen Erben

53 Armenhaus Gemeinde Augustendorf 1881 Neu erbaut 1904 abgebrochen

54 Beibau Wohnhaus Hermann Schröder 1902 Neu errichtet
Hein Eckhoff 1920 Kauf

55 Beibau Wohnhaus Heinrich Geestmann 1892 Neu errichtet
Scheune
Motorschuppen

Soweit statistische Angaben zur Augustendorfer Hofgeschichte und -entwicklung in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung. Nun soll es weitergehen mit der Frage des Broterwerbs außerhalb der langsam wachsenden Landwirtschaft. Nach der Schulchronik war Dachdeckermeister Hinrich Katt (1773 bis 1854) der erste Handwerker im Dorf; er stammte aus Neuendamm (heute Iselersheim) und wird 1834 erstmals in Augustendorf erwähnt. Nur nebenbei erwähnt, sämtliche Katts dieser Region sind eines Stammes und kommen aus Mitttelstenahe, Kirchspiel Lamstedt.

Um 1850 werden daneben Schneidermeister Klaus Geestmann und Zimmermeister Hein Peter Dammann erwähnt.
Eine Gastwirtschaft gibt es seit 1853 im Dorf und der Gastwirt Hermann Grotheer betrieb von 1853 – 1885 daneben einen kleinen Lebensmittelladen.
Neben dem mühsamen Broterwerb der Landwirtschaft war nach Anlegung des Augustendorfer Schiffsgraben 1832 Broterwerb dieser Zeit. Sehr anschaulich wird die Mühsal, der ersten Generation in der Schulchronik beschrieben:
„Wie die ersten Kolonisten haben kämpfen und ringen müssen, davon haben die jetzigen trotz ihrer Mühe gar keinen Begriff. Alle Arbeiten mußten die Menschen mit eigener Kraft verrichten. Er mußte mit dem schweren fünfzinkigen Moorhaken das von Heide durchwurzelte Land umreißen, er mußte sich selber vor seine Egge spannen und sein Land eggen. Mit großen schweren Holzschuhen an den Füßen, das Rad der Karren mit Stroh umwickelt, so sah man den Kolonisten in seiner Karre gehend den Dünger auf sein Land schieben, so sah man ihn noch spät abends, wenn die Natur längst im Schlummer lag, mit schwer beladener Heide-Karre dem einsamen Hause zustreben um erst kurz vor Anbruch des nächsten Tages sein hartes Lager aufzusuchen.
Im Sommer sah man den Torfbauern schon morgens um 3 Uhr auf seinen plumpen unten sehr breiten sogenannten „Brettholschen“ vor seiner Torfbank stehen um mit dem scharfen Torfspaten eine Bank einzuteilen und mit dem „Schubspaten“ die nassen weichen Torfsoden aus der Grube auf die Bank hinaufzuwerfen. Auf der Bank steht sein Helfershelfer. Derselbe fängt den Torf, lädt ihn auf die Karre und schiebt die Soden auf einen ebenen Platz um dieselben hier „abzustucken“ damit sie trocknen.

In „Stucken“ steht der Torf, je nach der Witterung länger oder kürzere Zeit, bis er so fest ist, daß er „geringelt“ werden kann. In nassen Jahren muß der Torf vor dem „Ringeln“ „umgestuckt“ werden. Das Ringeln besteht darin, daß man die Soden zu kleinen 3 Fuß hohen Kegeln so über einander legt, daß sie nur mit den Enden aufeinander liegen, und so möglichst große Zwischenräume entstehen. Inwendig sind die Ringeln hohl; so können Sonne und Wind kräftig darauf einwirken. Ist die Witterung dem Torfbauern günstig, so läßt er den Torf in Ringeln stehen bis er trocken ist, dann bringt er den Torf in große Haufen „Hümpel“ und läßt ihn so stehen, bis er „verschiffert“ wird. Ist die Witterung dagegen ungünstig, so darf der Bauer sich die Mühe nicht verdrießen lassen unaufhörlich zu ringeln und umzuringeln.
Ist der Torf trocken, dann beginnt das Verschiffen des Torfes. In den ersten Jahren wurde der Torf mit Huntschiffen (6000 Soden) nach Bremen gefahren. Doch schon seit Jahren fährt man den Torf in „Bullen“ welche 13000 Soden faßen, nach Bremervörde, von wo der durch Ewerschiffer nach Hamburg gebracht wird.
Ist das Torfmachen schon mühevoll, so erfordert das Fortschaffen noch größere Anstrengung. Wenn auch in letzter Zeit durch Verbesserung der Kanäle das Fahren bedeutend erleichtert worden ist, so ist es dennoch sehr anstrengend 7 bis 8 Stunden bei Wind und Wetter den Bullen zu ziehen. Wenn der Moorbauer „schiffert“, gönnt er sich weder Ruhe noch Rast. Nachmittags wird der Kahn beladen, und mit Einbruch der Nacht beginnt die Reise. Der Kahn wird von 2 Mann gezogen. Mit Tagesanbruch um 5 oder 6 Uhr ist man in Bremervörde. Hier wird der Torf in „Ewer“ verladen. Ist Wind und Wetter den Schiffern günstig, können sie des Abends um 9 oder 10 Uhr wieder im Hause sein.“ (Schulchronik, Abs. S. 6)
Der Torf wurde hauptsächlich nach Hamburg Fachwerk, wie Dagmar Jestnanski vom Staatsarchiv Wedel 1993 feststellte:
Das Hauptherkunftsgebiet des massenweise nach Hamburg und Altona verfahrenen Torfs war im 19. Jahrhundert das Oste-Hamme-Gebiet im Hannoverschen. Der Maler und Autor Carl Reinhard schrieb über die das Bild auf der Elbe prägenden Torfewer im Jahr 1856: „Von der Oste holen ungezählte’ge Torfewer das Brennmaterial für Hamburg..... da der Torf von hier viel besser und schwerer ist, als aus der Buxtehuder Gegend. Man sieht bisweilen ganze Flotten mit schwarzem Torf beladen die Elbe hinaufsegeln, was besonders in den Herbstmonaten der Fall ist, wo die Schiffer in Hamburg schnelle Abnahme finden.“
Der Bremervörder Hafen hatte 15 Schiffsliegeplätze. Die Zeit des intensivsten Torfhandels war, - wie ausgeführt – von Juli bis Mitte Oktober. Bei gutem Wetter konnten am Tage 5 - 6 Ewer mit Torf beladen werden; in manchen Jahren über 1000 im Bremervörder Hafen. Herangeschafft wurde der Torf entweder fuderweise auf dem Landweg oder durch die sogenannten Torfbullen halbgedeckte flache Kähne vom Oste-Hamme-Kanal. In Bremervörde gab es sogenannte Torfhändler oder Stauer, die gewünschte Torfmengen bei den Bauern in den Moordörfern bestellte und gegenüber den Torfschiffern als Zwischenhändler wirkte. Nach der Bestellung durch den Stauer helfen Familien und Nachbarn beim Beladen der Torfbullen. Bis Bremervörde mußte zumeist getreidelt werden, um dann im Bremervörder Hafen durch die Schleuse zu dem Ewer zu wriggen. Nach dem Beladen erhielt der Mooranbauer sein Geld und konnte in Bremervörde einige Lebensmittel oder Bekleidung für den Heimweg einkaufen.

Für die Augustendorfer war daher ein gut schiffbarer Kanal die Grundbedingung für einen erfolgreichen Torfhandel. Dazu war es vor allen Dingen erforderlich, den vorhandenen schalen Abzugsgraben zwischen Oste-Hamme-Kanal und Huvenhoopsee zu erweitern und zu vertiefen.
Dieses geschah nach Heinrich Schmidt-Barrien (?) („im Geiste Findorffs, Festschrift 25 Jahre Wasser-und Bodenverband Teufelsmoor, Worpswede, 1967) im Jahre 1832. So gibt er das Entstehungsjahr des Augustendorfer Kanals an. Nun war das starke Gefälle das größte Problem für die Schiffbarkeit des Kanals. Der Erste, der es trotzdem fertig brachte von Langenhausen ins Dorf zu schiffern, war nach der Schulchronik, der Anbauer Paul Eckhoff.

„Derselbe nahm eine Thür, setzte diese unterhalb des Schiffes in den Kanal und stauten dadurch das Wasser auf. Nun fuhr er mit dem Schiff soweit, als es das aufgestauten Wasser ermöglichte, holte die Thür nach und wiederholte das Experiment so oft, bis er vor seiner Stelle angekommen war.“ Diese Problemlösungen fand im Jahre 1850 statt, denn erst 1852 war der Kanal durch mehrere „Schütte“ (Stau-Vorrichtungen) soweit schiffbar, daß Hermann Schröder und Hinrich Metscher als Erste mit ihrem Torf nach Bremen auf dem Wasserwege fahren konnten. Es waren 13 Schütte im Kanal, deren Benutzung sehr zeitaufwendig war und deren Unterhaltung viel Geld kostete.

Durch eine Vertiefung in den Jahren 1869 – 1873 wurden immer weniger Schütte erforderlich und die letzten sieben wurden 1872/73 durch die von Witte erfundenen Klappstaue ersetzt. Mit ihrer Mechanik (s. Biographie Witte) erleichterte sich das Befahren des Kanals mit den Torfschiffen enorm.

Nachdem nun der Augustendorfer Kanal als Verkehrsweg verbessert worden war, sollten auch die beidseitig des Kanals liegenden Dämme „verkehrbar“ gemacht werden.

Im Winter war bei Tauwetter garnicht auf den Dämmen zu verkehren. Mit Gespann war auch im Sommer nicht darauf zu verkehren. Die Leichen trug man auf 2 Bäumen, welche man an dem Sarg festband, auf den Schultern nach Langenhausen. Der Kirchweg mußte in erster Zeit in Holzschuhen zurück gelegt werden, berichtet die Schulchronik zu diesem Problem recht drastisch. Um jedoch die Dämme besanden zu können, mußte erst der Torf abgegraben werden. Daher wurde 1873 auf einer Gemeindeversammlung beschlossen, daß jeder Anbauer auf seine Stelle den Damm innerhalb von 12 Jahren abgraben sollte, was dann auch geschah. Und so konnten dann in den Jahren 1890 - 1893 die Dämme in Augustendorf gesandet und damit endlich passierbar gemacht werden.
Wir haben von den Augustendorfer Gemeindeversammlungen gelesen, in denen die wichtigen Angelegenheiten des Dorfes beschlossen wurden. Bereits 1853 hatten sich die Einwohner in Anwesenheit des Bremervörder Amtmannes von Reiche für die Gemeindeversammlung und gegen einen Gemeindeausschuß ausgesprochen. In dieser Gemeindeversammlung hatte nicht jeder Anbauer eine Stimme sondern

– ein Anbauer von mehr als 25 Morgen hatte 4 Stimmen
– ein Grundbesitzer von 16 – 25 Morgen hatte 3 Stimmen
– ein Grundbesitzer von 1 – 15 Morgen hatte 2 Stimmen
– ein Häusling hatte 1 Stimme.

das Amt Bremervörde diese Augustendorfer Demokratie am 16. März 1874 genehmigte, hatte das Dorf 41 Anbaustellen und 14 Hauslinge. Hingegen hatte nach der Festschrift zur 50-jährigen Jubelfeier des Prov. – Landwirtschaftlichen Vereins zu Bremervörde im Jahr 1888 =

Augustendorf

bewohnte Gebäude 52
Haushaltungen 56
Bewohner 300
Anzahl der Besitzer 42

und diese Bewohner litten unter gewissen Vorurteilen der Städter als der „Jan vom Moor“. Von vielen Heimatchronisten ist dieses Bild inzwischen nachhaltig zurechtgerückt worden. Immer wieder werden die Moorbewohner als ehrlich, fleißig und bescheiden geschildert. Ein wenig unbeholfen und roh, ja das seien sie mit wenigen Ausnahmen früher gewesen, viele versteckten dahinter jedoch eine gewisse Schlauheit und eine gesunde Portion Humor im düsteren Moor-Alltag.

So zum Beispiel

Der Augustendorfer Anbau B. geht in Bremervörde in ein Zigarrengeschäft in der Alten Straße. Der Geschäftsmann dienstbeflissen: „Darf ich ihnen eine Zigarre anbieten, Herr B.?“ „Ne“, seggt he, „anbieten wull ick er gern sülms!“

Einmal wollte er sich beim Fotografen Ludwig Seebeck in Bremervördes Flutstraße fotografieren lassen. Sagte der alte Seebeck zu B. „Wünschen Sie Brustbild oder Kniebild?“ – „Ja“, seggt he, „wenn’t angohn kunn, denn schull de Kopp dor geern beten mit op.“

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