Kolonisation des Gnarrenburger Moor von Rainer Brandt
2. Speziell im Ober - Gnarrenburger - Moor
Nach Karsten Müller-Scheeßel (S. 98 ff) verzögerte sich die Besiedlung des Gnarrenburger Moores zunächst noch um eine geringe Zeitspanne. Zum einen war 1778 eine Grenzstreitigkeit mit der Börde Beverstedt zu regulieren und zum anderen führte der Geheime Rat von der Decken im gleichen Jahr aus, daß die Ausgaben für die Moorkolonisation in den nächsten Jahren auf das Notwendigste zu beschränken wäre, da die königlichen Kassen durch den Krieg in Amerika stark belastet waren.
Auf der Moorkonferenz am 3. Juni 1779 in Bremervörde wurde mit der Namensgebung für die beiden letzten Dörfer im Oste-Mehe-Moor, Hönau und Neuendamm, die Besiedlung dieses Moores abgeschlossen. Damit konnte man sich ab 1780 konzentriert von Seiten der Kammer der Besiedlung des Gnarrenburger Moores zuwenden. Typisch für das systematische Vorgehen des damaligen Moorkommissars Jürgen Christian Findorffs (1720 - 1792) war es, daß zu Beginn des Projektes ein Generalplan für die Bebauung des Gnarrenburger Moores stand (Nds. StA. Stade, Rep. 80, Wb. Tit. 342, Nr.9)
Zum Mittelpunkt der Erschließungsmaßnahme wurde im Gnarrenburger Moor der Oste-Hamme-Kanal als Siedlungsachse, da hiermit den neuen Siedlern eine Schiffsverbindung nach Bremen und Bremervörde zur Torfverwertung zu bieten war.
Unter Findorffs Regie begannen die Grabungsarbeiten für den Oste-Hamme-Kanal 1769 am Kolbeck bei der "Kreuzkuhle" im heutigen Kolheim und wurde von hieraus in Richtung Bremervörde bis zur Einmündung in die Oste bei Spreckens weitergeführt (Klose, Andrée, S. 66 ff). Extrem schwierig war dieses Unternehmen vor allem deswegen, weil die vorgesehenen Ausgrabungen des Kanalbettes durch das Hochmoor nicht in einem Arbeitsgang erreicht werden konnte. Über Jahre hinweg grub man sich daher, um das Absacken der Uferböschung zu vermeiden, schrittweise an die gewünschte Tiefe von 3 Metern heran. So war zwar der erste Durchstich des 16 km langen Kanalbettes noch im selben Jahr erreichet, aber erst 1778 fuhren die ersten kleinen Schiffe von Gnarrenburg in die Hamme. Aber die Verbindung zwischen Gnarrenburg und Bremervörde ließ noch einige Jahre auf sich warten und am 17. Dezember 1787 schrieb Findorff "Ob man im nächsten Jahr fertig werde, könne man nicht vorher sagen, da jetzt noch die nächste Strecke im Moor zu graben sei, wo unterirdische Wasser die Arbeit erschwerten“ (Nds. StA. Stade, Rep. 80, Wb. Tit. 335, Nr.1, Bd.16). Und erst am 15. März 1790 fuhren die Findorfer, als erste auf dem Kanal nach Bremervörde. Sie hatten Brenn- und Schiffsbauholz geladen, daß von Bremervörde weiter nach Hamburg transportiert wurde (Müller-Scheeßel, S. 130). Der Kanal war die Lebensader, selbst wenn Augustendorf wegen der speziellen Verhältnisse weniger hiervon profitierte als andere Dörfer.
Auf der Moorkonferenz 1780 wurde Findorff eine hohe Anerkennung zuteil, denn von zwei Dörfern zur Benennung wurde dem neuen Dorfe von 18 Feuerstellen der Name "Findorff" beygelegt.
Der andere Ort erhielt den Namen Kohlheim. In rascher Folge wurden die restlichen Orte gegründet: Daldorf (1781), Fahrendal (1782), Friedrichsdorf, Barkhausen und Geestdorf (alle 1783). Dieses letzte Dorf hatte ursprünglich den Namen Storchsdorf erhalten, der jedoch von den Einwohnern als anstößig empfunden wurde, so daß man den Ort 1785 umgetauft hatte.
Den Abschluß der Besiedlung des Gnarrenburger Moores bildeten mit Langenhausen (1800), Klenkendorf (1824) und Augustendorf drei Siedlungen des 19. Jahrhunderts. "Nirgendwo sind während der Kurhannoverschen Moorkolonisation in den Herzogtümern Bremen und Verden die Dörfer so einheitlich nach einer Richtschnur eingerichtet worden, wie in den Mooren des Amtes Bremervörde. Das ist zu einem großen Teil der Verdienst Findorffs.