"Eine Ära geht zu Ende" (von Ehrenortsvorsteher Hermann Schröder †)
Die große Jubiläumsfeier, 150 Jahre Augustendorf, ist verklungen. Viele gute Erinnerungen an das schöne Fest blieben uns noch lange erhalten, doch der Alltag kehrte schnell wieder ein.
Schnee- und Wasserkatastrophe
Der Februar 1979 hat uns mit viel Schnee eingedeckt, an verschiedenen Stellen türmten sich Berge von 2 – 3 m Höhe auf, die ein Passieren für Pkws unmöglich machten. Am 3. März setzte plötzlich Tauwetter ein. Der Kanal konnte die Wassermassen nicht aufnehmen und so hieß es im unteren Dorf „Land unter“. Alle Feuerwehren aus dem Bezirk Gnarrenburg waren im Einsatz. An einigen Häusern entstanden hohe Sachschäden.
Vorerst keine Straßenbeleuchtung
Der Vorstand des Kulturvereins bemühte sich 1979 darum, dass Augustendorf entlang der Kreisstraße 103 Straßenbeleuchtung bekommt. 20% aller Kosten wollte der Landkreis Rotenburg/Wümme übernehmen, der Erlös aus dem Verkauf des Schullandes sollte ebenfalls in die Finanzierung mit einfließen. Die Anliegerbeiträge für die Haus- und Grundbesitzer von voraussichtlich 350 – 400 DM konnten so relativ gering gehalten werden. In einer Bürgerversammlung vom 10. April wurde das Projekt jedoch mehrheitlich von den Bürgern abgelehnt und somit war die Straßenbeleuchtung vorerst auf Eis gelegt.
Eine Ära geht zu Ende!
Die landw. Ein- und Verkaufsgenossenschaft Augustendorf schloss ihre Pforten. 1911 setzen sich Landwirte zusammen, um eine Genossenschaft zu gründen. Ihr Ziel war es, Düngemittel in größeren Mengen günstiger einzukaufen, um so gemeinsam die Not in der Landwirtschaft zu lindern und die Existenz der bäuerlichen Familien zu sichern.
Im Jahr 1952 betrug der Jahresumsatz bereits 26.000 DM. Die Landwirte wollten aber mehr mit ihrer Genossenschaft erreichen und so wurde im Dorf eine Lagerhalle errichtet. Es wurden außer Düngemittel nun auch Futtermittel aller Art, Spritzmittel und sonstige landwirtschaftliche Geräte angeboten. Außerdem wurde eine Feldspritze angeschafft. Der erwirtschaftete Reingewinn floss den Mitgliedern als Warenrückvergütung wieder zu. Die kleine Dorfgenossenschaft mit ca. 50 Mitgliedern erreichte einen Jahresumsatz von einer halben Million DM.
Nachdem Geschäftsführer Hermann Schröder nach 27 Jahre die Leitung der Genossenschaft abgab und kein neuer Geschäftsführer gefunden werden konnte, fusioniert die Genossenschaft 1980 mit der Raiffeisen Waren- Genossenschaft Gnarrenburg.
Fuß- und Radweg für Augustendorf
Ein großes Geschenk wurde Augustendorf 1986 vom Landkreis Rotenburg beschert. Neben der Kreisstraße auf einer Länge von 4,8 km wurde ein Fuß- und Radweg gebaut. Die Baukosten hierfür betrugen immerhin 800.000 DM, von denen die Gemeinde Gnarrenburg 15 % übernahm.
Vorausschauend wurde beim Bau ein Stromkabel für eine eventuelle spätere Straßenbeleuchtung mitverlegt. Zum Herbst erhielt unsere Kreisstraße eine neue Asphaltdecke. Ein erfolgreiches Jahr für unser Dorf.
Hilkensche Haus Augustendorf Nr. 11
Ein weiterer Glücksfall war für Augustendorf 1986 der Erwerb des Hilkenschen Hauses Augustendorf Nr. 11 durch die Gemeinde Gnarrenburg. Der Kaufpreis betrug einschließlich aller Nebengebäude und 9 Morgen Land 80.000 DM. Da das noch im Original erhaltene Rauchhaus als wirkliches Altertum zu bezeichnen war, sah das Nutzungskonzept der Gemeinde an dieser Stelle die Errichtung eines „Historischen Moorhofes“ vor. Der Nachwelt sollte auf dem Gelände gezeigt werden, wie unsere Vorfahren gelebt und wie hart sie gearbeitet haben. Überörtliche Finanzhilfen liefen an und ein Trägerverein wurde gebildet. Der Heimatverein Gnarrenburg e.V. betreut und verwaltet seitdem die auch von Fachleuten anerkannte Museumsanlage.
Zentrale Abwasserentsorgung
Nach jahrelangen Verhandlungen und Berechnungen wurde 1986 die Abwasserleitung als Druckentwässerung fertig gestellt und an das Klärwerk in Gnarrenburg angeschlossen. Neben den Anschlussbeiträgen in verschiedenen Staffeln je nach Grundstücksgröße wurden Abwassergebühren nach dem verbrauchten Frischwasser erhoben. Da jedoch fast alle Hausklärwerke (Klärgruben) veraltet waren und nicht mehr den Vorschriften entsprachen, ist die zentrale Abwasserentsorgung unbedingt zu begrüßen, denn schließlich konnten nun auch wieder mehr Bauvorhaben im Ort genehmigt werden.
Endlich Straßenbeleutung!
Es ist es soweit. Im Jahre 1989 wurde die Straßen-, Fuß- und Radwegbeleuchtung gebaut. Das vor 10 Jahren noch auf Eis gelegte Vorhaben wurde nun endlich Wirklichkeit. Der Kulturverein Augustendorf bezuschusste die Maßnahme mit einem Betrag von 16.000 DM, sodass aufgrund der guten Finanzierung den Anliegern lediglich ein Betrag von 350 DM zu zahlen blieb. Ein denkwürdiger Tag für alle Einwohner und Freude bei den Schulkindern, die im Winter bei Licht und somit sicher die Bushaltestellen erreichen konnten.
Dorferneuerungsprogramm
Augustendorf ist 1996 in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen worden, darüber im nächsten Kapitel mehr.
Geldwandel
Noch ein Wort zu unserer Währung: 1924 lief uns die Rentenmark mit Billiarden davon, 1948 starb die Reichsmark und am 31.12.2001 unsere so geliebte Deutsche Mark. Es folgte der mit vielen Vorschußlorbeeren bedachte Euro, der sich am Anfang jedoch in einen „Teuro“ verwandelte.
Höfesterben
Mit Wehmut sehe ich das Höfesterben. So manche große Tür wird nicht mehr aufgemacht. 1970 hatten wir im Dorf 46 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Größe von 10 – 15 ha, die alle lebensfähig waren. Schon bis 1980 gaben zahlreiche Betriebe auf, diese Entwicklung setzte sich bis zum Jahre 2000 fort. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass wenigstens ein paar gesunde größere Betriebe überleben und das Wahrzeichen von unserem ehemaligen Bauerndorf weitertragen.
Unsere Jugend bitte ich, das Alte zu ehren das Neue zu gestalten!
Schlusswort
Für das Jubiläum 175 Jahre Augustendorf wünsche ich allen Augustendorfern ein paar schöne und besinnliche Tage. Allen Gästen einen angenehmen Aufenthalt in unserem schönen Augustendorf.